1003. Goethe an Schiller

[Weimar, den 17. Januar 1805]

Ob nun nach der alten Lehre die humores peccantes im Körper herumspazieren, oder ob nach der neuen die verhältnismäßig schwächeren Theile in desavantage sind, genug bei mir hinkt es bald hier bald dort und sind die Unbequemlichkeiten aus den Gedärmen ans Diaphragma, von da in die Brust, ferner in den Hals und so weiter ins Auge gezogen, wo sie mir denn am allerumwillkommensten sind.

Ich danke Ihnen, daß Sie der gestrigen Vorstellung haben beiwohnen wollen. Da das Stück günstig aufgenommen worden, so läßt sich noch manches dafür thun, wie schon jetzt geschehen ist: denn es ist verschiedenes geändert. Mich dünkt die Hauptsache kommt darauf an, daß man das, was allenfalls noch zu direct gegen die Decenz geht, mildere und vertusche, und daß man noch etwas Heiteres, Angenehmes, Herzliches hineinretouchire. Bei den paar Proben die ich im Zimmer hatte, ist mir manches eingefallen. Ich schicke Ihnen gelegentlich das Theaterexemplar, wo Sie die Veränderungen, die ich in diesem Sinne gemacht, schon beurtheilen können und mir Rath geben werden zu ferneren. Auch wird man die Schauspieler mehr bearbeiten können, da es doch der Mühe werth ist: denn ein Stück mehr auf dem Repertorium zu haben, ist von größerer Bedeutung als man glaubt.

Den Bürgergeneral will ich ehestens vornehmen. Ich dachte schon die dogmatische Figur des Edelmanns ganz herauszuwerfen; allein da müßte man einen glücklichen Einfall haben, am Schluß die widerwärtigen Elemente durch eine Schnurre zu vereinigen, damit man den Deus ex machina nicht nöthig hätte. Das müßte man denn gelegentlich bedenken.

Da Oels bis auf den sechs und zwanzigsten Urlaub hat, so würde man wohl bei der früheren Austheilung bleiben. Ich wünsche zu hören, wie weit Sie sind und wann Sie glauben Leseprobe halten zu können.

Da ich so bald noch nicht ausgehen kann, so besuchen Sie mich vielleicht bei guter Tageszeit auf ein Stündchen, vielleicht im Mittage. Ich würde Ihnen dazu den Wagen schicken.

Ich wünsche daß Sie wohl leben und an eigene Plane denken mögen.

G.

H 984 | S 992 | B 996

1002. Schiller an Goethe

[Weimar, den 17. Januar 1805]

Die Mitschuldigen haben gestern ein allgemeines Vergnügen gemacht und werden es immer mehr, wenn die Schauspieler besser mit diesem Vers umgehen lernen. Becker hat sein Bestes gethan, stellenweis hat sich auch die Stille gut gehalten; Unzelmann wollte nicht ganz in seine Rolle passen; mit Wolf konnte man sehr zufrieden seyn.

Es ist zwar hie und da etwas Anstößiges gewesen, aber die gute Laune in die das Stück versetzt, hat die Decenz=Rücksichten nicht aufkommen lassen. Die Großfürstin hat sich sehr ergötzt, besonders hat die sublime Stelle mit dem Stuhl ihre Wirkung nicht verfehlt.

Bei dem Bürgergeneral ist mir wieder die Bemerkung gekommen, daß es wohl gethan seyn würde, die moralischen Stellen, besonders aus der Rolle des Edelmanns, wegzulassen, so weit es möglich ist. Denn da das Interesse des Zeitmoments aufgehört hat, so liegt es gleichsam außerhalb des Stück.

Das kleine Stück verdient, daß man es in der Gunst erhalte die ihm widerfährt und gebührt, und es wird sich recht sehr gut thun lassen ihm einen raschern Gang zu geben.

Ich bin gestern, wie ich Unzelmann wieder gesehen, bei mir selbst zweifelhaft geworden, ob ich ihm den Hippolyt anvertrauen kann, vorzüglich weil ihm doch noch die eigentliche Männlichkeit fehlt, und der Junge noch zu sehr in ihm steckt. Sollte Oels noch zu rechter Zeit hier seyn, so wäre dieser mir lieber, und zu rechter Zeit käm’ er noch immer, wenn er nur auf den Mittwoch gewiß hier wäre, da er gut lernt und die Rolle gar nicht groß ist.

Ich hoffe zu hören, daß Sie sich wieder besser befinden.

Sch.

H 982 | S 991 | B 995

1001. Schiller an Goethe

[Weimar, den 15. Januar 1805 ?]

… Ich hatte mich eben angezogen, um zu Ihnen zu kommen; aber die Krämpfe regen sich, und ich bin bange, in die Luft zu gehen. Vermutlich steigt das Barometer; denn in diesen Tagen habe ich nichts gespürt …

H – | S 988 | B 994

Nicht bei H, zitiert nach S.

1000. Goethe an Schiller

[Weimar, den 14. Januar 1805]

Ich wünsche Glück zu dem guten Gebrauch dieser gefährlichen Zeit. Die drei Acte habe ich mit viel Antheil gelesen. Das Stück exponirt sich kurz und gut und die gehetzte Leidenschaft gibt ihm Leben. Ich habe die beste Hoffnung davon. Dazu kommt, daß einige Hauptstellen, sobald man die Motive zugibt, von vortreffliche Wirkung seyn müssen. In diesen ist auch die Diction vorzüglich gut gerathen. Übrigens hatte ich angefangen hie und da einige Veränderungen einzuschrieben; sie beziehen sich aber nur auf den mehrmals vorkommenden Fall, daß ein Hiatus entsteht, oder zwei kurze (unbedeutende) Sylben statt eines Jambus stehen; beide Fälle machen den ohnehin kurzen Vers noch kürzer, und ich habe bei den Vorstellungen bemerkt, daß der Schauspieler bei solchen Stellen, besonders wenn sie pathetisch sind, gleichsam zusammenknickt und aus der Fassung kommt. Es wird Sie wenig Mühe kosten solchen Stellen nachzuhelfen. Haben Sie übrigens die Güte, das Ausschreiben der Rollen möglichst zu beschleunigen; denn das Stück will doch gelernt und geübt seyn.

Das Leben des Marmontel schicke ich mit Vergnügen, es wird Sie einige Tage sehr angenehm unterhalten. Sie werden darin ein paarmal auf den Finanzman Bouret stoßen, der uns durch Rameau’s Vetter interessant geworden. Haben Sie doch die Güte mir nur die Pagina zu bemerken, ich kann die wenigen Züge sehr gut für meine Noten benutzen.

Wenn unsere junge Fürstin an dem was wir mittheilen können, Freude hat, so sind alle unsere Wünsche erfüllt. Unser einer kann ohnehin nur immer mit dem Apostel sagen: Gold und Silber habe ich nicht, aber was ich habe, gebe ich im Namen des Herrn. Denken Sie doch auch darüber, was man ihr allenfalls bei solchen Gelegenheiten vortragen kann. Es müssen kurze Sachen seyn, doch von aller Art und Weise, und mir fällt gewöhnlich das nächste nicht ein.

Leben Sie recht wohl und gedenken Sie mein. Sobald ich wieder wagen darf auszugehen, besuche ich Sie einen Abend. Ich habe vor Langerweile allerlei gelesen, z. B. Amadis von Gallien. Es ist doch eine Schande daß man so alt wird, ohne ein vorzügliches Werk anders als aus dem Munde der Parodisten gekannt zu haben.

G.

Die letzten Blätter, die ich nachher las, haben mir auch sehr wohl gefallen.

H 978 | S 990 | B 993

999. Schiller an Goethe

[Weimar,] Den 14. Januar 1805]

Es thut mir recht leid zu hören, daß Ihr zu Hausebleiben kein freiwilliges ist. Leider geht’s uns allen schlecht, und der ist noch am besten dran, der durch die Noth gezwungen sich mit dem Krankseyn nach und nach vertragen lernen. Ich bin jetzt recht froh, daß ich den Entschluß gefaßt und ausgeführt habe, mich mit einer Übersetzung zu beschäftigen. So ist doch aus diesen Tagen des Elends wenigstens etwas entsprungen, und ich habe indessen doch gelebt und gehandelt. Nun werde ich die nächsten acht Tage dran wagen, ob ich mich zu meinem Demetrius in die gehörige Stimmung setzen kann, woran ich freilich zweifle. Gelingt es nicht, so werde ich eine neue halb mechanische Arbeit hervorsuchen müssen.

Ich schicke Ihnen hier was abgeschrieben ist. Morgen wird mein Rudolph mit dem Ganzen fertig seyn.

Möchten Sie diese ersten Bogen durchsehen, hie und da mit dem Original zusammen halten, und was Ihnen etwa darin auffällt, mit dem Bleistift bemerken. Ich möchte gern bald möglichst, und ehe die Rollen ausgeschrieben werden, damit in Ordnung seyn.

Wenn übermorgen an den Rollen angefangen wird, so kann auf den nächsten Sonntag Leseprobe seyn, und von da sind es noch zehen Tage bis zum dreißigsten.

Der Herzog erlaubt mir die Memoiren von Marmontel zu lesen, die Sie jetzt haben. Ich bitte also darum, wenn Sie damit fertig sind.

Die Großfürstin erzählte gestern noch mit großem Interesse von Ihrer neulichen Vorlesung. Sie freut sich darauf, noch manches von Ihnen zu sehen und auch zu hören.

Leben Sie recht wohl und lassen mich auch bald etwas hören.

Sollten Sie in keiner Stimmung seyn, die Bogen durchlesen, so bitte sie mir retour zu schicken, daß ich die Zeit zum Abschreiben benutzen lassen kann.

Sch.

H 977 | S 989 | B 992

998. Goethe an Schiller

[Weimar,] Den 9. Januar 1805

Sagen Sie mir, bester Freund, ein Wort von Sich und Ihren Arbeiten. Meine Versuche mich der hohen und schönen Welt zu nähern sind mir nicht zum besten gelungen. Wenigstens auf einige Tage bin ich wieder in’s Haus zurückgedrängt. Da möcht’ ich denn etwas Erfreuliches von Ihrer Warte her, und zugleich fragen, ob Ihre Dame wohl morgen früh den Donnerstag mit den Freundinnen bei mir feiern möchte. Wohlseyn und Stimmung!

G.

Eben höre ich, daß die Hoheit uns morgen beglückt. Es wäre recht artig, wenn Sie Sich entschlössen auch Theil zu nehmen.

H 981 | S 987 | B 991

997. Goethe an Schiller

[Weimar, den 1. Januar 1805]

Hier zum neuen Jahr, mit den besten Wünschen, ein Pack Schauspiele. Da Sie solche wohl mit gutem Humor ansehen, so werfen Sie doch ein paar Worte auf’s Papier über jedes. Am Ende gibt’s doch ein Resultat. Nicht wahr Oels hat keine Rolle in der Phädra? Er bat um Urlaub, den ich ihm um so lieber gebe.

Erhalt’ ich nicht bald ein Paar Acte? Der Termin rückt nun mit jedem Tag näher in’s Auge.

G.

H 976 | S 986 | B 990

996. Goethe an Schiller

[Weimar, den 24. Dezember 1804]

Gern hätte ich Sie heute besucht um Ihnen zu sagen, daß die Arbeit frisch fort geht, wenn ich mich nur an die Luft wagen dürfte. Über einige Bedenklichkeiten möchte ich mir Ihren Rat erbitten. Ich denke, es wird sich alles machen lassen, nur dürfte vorläufig keine Anzeige ins Publikum. Wenn das Werk erscheinen soll, so muß es unvorbereitet und unerwartet kommen. Doch hiervorn mündlich.

Leben Sie heiter und tätig.

G.

H – | S 985 | B 989

Nicht bei H, zitiert nach S.

995. Goethe an Schiller

[Weimar,] Den 21. December 1804

Mit einer Anfrage, wie Sie sich befinden, will ich über unsere Angelegenheit nur einiges sagen, damit Sie vorläufig erfahren, wie es steht. Die Hälfte der Übersetzung glaube ich in der Mitte Januars, die andere Hälfte zu Ende abliefern zu können. Mit dem was dabei zu sagen wäre, sieht es schon etwas weitschichtiger aus. Anfangs geht man in’s Wasser und glaubt, man wolle wohl durchwaten, bis es immer tiefer wird und man sich zum Schwimmen genöthigt sieht. Die Bombe dieses Gesprächs platzt gerade in der Mitte der französischen Literatur und man muß sich recht zusammen nehmen, um nur zu zeigen, wie und was sie trifft. Überdieß lebt Pallissot noch im vier und siebenzigsten Jahre, wenn er nicht vergangenes Jahr gestorben ist; um so mehr muß man sich hüten keine Blöße zu geben.

Auch ist manche kritische Bestimmung innerhalb des Dialogs schwerer als ich anfangs dachte. Das Stück, die Philosophen, erscheint darin als ein erst kurz gegebenes, und es war den 20sten Mai 1760 zum erstenmal in Paris gespielt. Der alte Rameau lebte noch. Dieß setzte die Epoche also wenigstens vor 1764, wo er starb. Nun wird aber der trois siècles de la Littérature française gedacht, die erst 1772 herausgekommen sind. Man müßte also annehmen, daß der Dialog früher geschrieben und nachher wieder aufgefrischt worden sey, wodurch solche Anachronismen wohl entstehen können. Bis man aber in solchen Dingen etwas ausspricht, muß man sich überall umsehen. Wann also diese Zugabe fertig werden könnte, ist schwer zu berechnen, da ich auch vor Ostern die Schilderung Winckelmanns liefern muß, die doch auch nicht aus dem Stegreif gemacht werden kann. Welches alles ich zu gefälliger Betrachtung einstweilen habe melden sollen. Übrigens befinde ich mich ganz leidlich und nicht ganz unthätig. Der ich in Erwartung eines Bessern ein Gleiches wünsche.

G.

H 975 | S 984 | B 988

994. Goethe an Schiller

[Weimar,] Den 20. December 1804

Verzeihen Sie, Bester, wenn ich noch nicht auf das Bewußte antwortete. In meinem Kopf sieht’s noch gar wüste aus. Nur muß ich melden, daß die Minerva Velletri angekommen ist und ganz verwundert aussieht das Christfest mitfeiern zu sollen. Alles Gute!
G.

H 974 | S 983 | B 987

993. Goethe an Schiller

[Weimar,] Den 5. November 1804

Ich möchte Sie nicht stören, und doch erfahren wie die Geschäfte stehen und gehen. Sagen Sie mir ein Wort und ob man morgen zusammen käme?

G.

H 973 | S 982 | B 986

992. Goethe an Schiller

[Weimar,] Den 28. October 1804

Möchten Sie mir das Rochlizische Stück, Lor. Stark, und die beiden andern wieder zukommen lassen, so würde ich für die Zukunft einiges überlegen und einleiten. Nächstens mündlich mehr.

G.

H 972 | S 981 | B 985

991. Goethe an Schiller

[Weimar,] Den 2. October 1804

Hier auf Ihre gestrige Anregung ein Aufsatz! Mögen Sie ihn gefällig durchdenken und mir mit Ihrem guten Rathe beistehen.

G.

H 971 | S 980 | B 984

990. Goethe an Schiller

[Weimar,] Den 10. September 1804

Hier eine sonderbare, fast möcht’ ich sagen traurige Lectüre. Wenn man nicht so viele falsche Tendenzen gehabt hätte, und noch hätte mit halbem Bewußtseyn, so begriffe man nicht, wie die Menschen so wunderliches Zeug machen können. Ich hoffe Sie heut zu sehen.

G.

H 970 | S 979 | B 983

989. Goethe an Schiller

Weimar, am 5. August 1804

Ihre Hand wieder zu sehen war mir höchst erfreulich. Über Ihren Unfall, den ich spät erfuhr, habe ich gemurrt und mich geärgert, so wie sich meine Schmerzen gewöhnlich auslassen. Sehr herzlich freue ich mich, daß es besser geht. Halten Sie sich nur ruhig in dieser heißen Zeit.

Von Zelter folgt hier ein Brief an mich und Sie. Es ist eine grundwackre und treffliche Natur, die unter Päpsten und Cardinälen, zu recht derber Zeit, hätte sollen geboren werden. Wie jämmerlich ist es, ihn aus diesem Sand nach dem Element seines Ursprungs schnappen zu sehen!

Graf Geßler grüßen Sie auf’s beste; wenn mir es möglich ist, komme ich in der nächsten Woche hinüber.

Die Kotzebue’sche Recension betreffend trete ich gerne Ihrer Meinung bei. WolltenSie Hofrath Eichstädt darnach berathen, so würde ja auch diese Ladung auslaufen können.

An dem Wohl der Ihrigen, der älteren und der neuesten, nehme ich aufrichtigen Antheil und wünsche uns bald wieder vereinigt zu sehen.

Frau von Wolzogen viel Empfehlungen.

G.

H 969 | S 978 | B 982

988. Schiller an Goethe

Jena, den 3. August 1804

Ich habe freilich einen harten Anfall ausgestanden und es hätte leicht schlimm werden können, aber die Gefahr wurde glücklich abgewendet; alles geht nun wieder besser, wenn mich nur die unerträgliche Hitze zu Kräften kommen ließe. Eine plötzliche große Nervenschwächung in solch einer Jahreszeit ist in der That ertödtend, und ich spüre seit den acht Tagen, daß mein Übel sich gelegt, kaum einen Zuwachs an Kräften, obgleich der Kopf ziemlich hell und der Appetit wieder ganz hergestellt ist.

Mich freut sehr zu hören, daß Sie mit dem Götz v. B. schon so weit sind und daß wir also dieser theatralischen Festlichkeit mit Gewißheit entgegensehen können.

Graf Geßler ist gegenwärtig hier und bleibt wohl noch ein acht Tage. Vielleicht kommen Sie in dieser Zeit einmal herüber.

Mit der Bodischen Recension von Kotzebue ist es freilich eine böse Sache; aber man könnte eine allgemeine Lit. Zeitung gar nicht unternehmen, wenn man es gar so genau nehme wollte. Ich dächte also man ließe das Werk, mutatis mutandis und besonders verkürzt, in Gottes Namen drucken, weil es doch wenigstens immer an die Haupt=Griefs die man gegen Kotzebue hat, erinnert, und nur unzureichend, aber nicht eigentlich falsch ist.

Beiliegende Melodien zu dem Tell schickt man mir aus Berlin. Sie lassen sie wohl einmal von Detouches oder sonst jemand spielen, und sehen was daran ist.

Bei mir ist alles wohl und grüßt schönstens.

Leben Sie wohl. Empfehlen Sie mich den Freunden, beosonders der Frau von Stein.

Sch.

H 968 | S 977 | B 981

987. Goethe an Schiller

Weimar, den 25. Juli 1804

Schon einige Zeit ließ ich die Allgemeine Zeitung uneröffnet und da ist auch Ihr Exemplar zurückgeblieben. Hier kommen sie auf einmal und dienen wohl zur Unterhaltung.

Ich habe mich die ganze Zeit über an den den Götz gehalten und hoffe ein rein Manuscript und die ausgeschriebenen Rollen zu haben, eh die Schauspieler wieder kommen; dann wollen wir es außer uns sehen und das Weitere überlegen. Wenn es mit der Länge nur einigermaßen geht, so hab’ ich wegen des Übrigen keine Sorge.

Schreiben Sie mir, daß Sie thätig und daß die Ihrigen wohl sind.

Haben Sie Dank, daß Sie Eichstädt gut aufgenommen, worüber er große Freude hegt.

Leben Sie wohl und gedenken mein.

G.

H 967 | S 976 | B 980

986. Schiller an Goethe

[Weimar, zwischen dem 7. und 12. Juli 1804]

Dank für die schönen Sachen, die ich Ihnen heute Abend, wenn Sie mich haben wollen, mitbringen werde. Die Reise nach Jena wird etwa in sechs oder sieben Tagen vor sich gehen. Vorher hoffen wir Sie auch noch einen Abend bei uns zu sehen.

Endlich eine Charlotte Corday, die sich zwar mit Zweifel und Bangigkeit in die Hand nehme, aber doch ist die Neugier groß.

Sch.

H 966 | S 975 | B 979

985. Goethe an Schiller

[Weimar,] Den 19. Juni 1804

Möchten Sie mir sagen, wie Sie Ihren Tag einrichten? Bis etwa sieben Uhr würde ich im Garten zu finden seyn. Nachher im Hause.

G.

H 965 | S 974 | B 978

984. Schiller an Goethe

[Weimar, den 5. Juni 1804]

Ich sagte Ihnen gestern abend von dem Schritte, den ich bei unserm Herrn getan, und heute früh erhalte ich beifolgendes Billet von ihm, welches die günstigsten Gesinnungen für mich enthält. Der Ton, in welchem es abgefaßt ist, berechtigt mich zu der Hoffnung, daß es dem Herzog ernst ist, mir solid zu helfen und mich in eine solche Lage zu setzen, daß ich meine rem familiarem zunehmen sehe.

Ich brauche jährlich 2000 Taler um mit Anstand hier zu leben, davon habe ich bisher über zwei Dritteile, zwischen 14- und 1500 Taler, mit meinen schriftstellerischen Einnahmen bestritten. 1000 Taler will ich also gern jährlich von dem Meinigen zusetzen, wenn ich nur auf 1000 Taler fixe Einnahme rechnen kann. Sollten es die Umstände nicht erlauben, meine bisherige Besoldung von 400 Talern sogleich auf 1000 zu erhöhen, so hoffe ich von der gnädigen Gesinnung des Herzogs, daß er mir 800 für jetzt bewilligen und mir die Hoffnung geben werde, in einigen Jahren das 1000 voll zu machen. Sagen Sie mir, bester Freund, der Sie meine Lage und die hiesigen Verhältnisse kennen, was Sie von der Sache denken, und ob Sie glauben, daß ich mich, ohne den Vorwurf der Unbescheidenheit, in solchen Terminis gegen den Herzog erklären kann.

S.

H – | S 973 | B 977

Fehlt bei H, zitiert nach S