989. Goethe an Schiller

Weimar, am 5. August 1804

Ihre Hand wieder zu sehen war mir höchst erfreulich. Über Ihren Unfall, den ich spät erfuhr, habe ich gemurrt und mich geärgert, so wie sich meine Schmerzen gewöhnlich auslassen. Sehr herzlich freue ich mich, daß es besser geht. Halten Sie sich nur ruhig in dieser heißen Zeit.

Von Zelter folgt hier ein Brief an mich und Sie. Es ist eine grundwackre und treffliche Natur, die unter Päpsten und Cardinälen, zu recht derber Zeit, hätte sollen geboren werden. Wie jämmerlich ist es, ihn aus diesem Sand nach dem Element seines Ursprungs schnappen zu sehen!

Graf Geßler grüßen Sie auf’s beste; wenn mir es möglich ist, komme ich in der nächsten Woche hinüber.

Die Kotzebue’sche Recension betreffend trete ich gerne Ihrer Meinung bei. WolltenSie Hofrath Eichstädt darnach berathen, so würde ja auch diese Ladung auslaufen können.

An dem Wohl der Ihrigen, der älteren und der neuesten, nehme ich aufrichtigen Antheil und wünsche uns bald wieder vereinigt zu sehen.

Frau von Wolzogen viel Empfehlungen.

G.

H 969 | S 978 | B 982