988. Schiller an Goethe

Jena, den 3. August 1804

Ich habe freilich einen harten Anfall ausgestanden und es hätte leicht schlimm werden können, aber die Gefahr wurde glücklich abgewendet; alles geht nun wieder besser, wenn mich nur die unerträgliche Hitze zu Kräften kommen ließe. Eine plötzliche große Nervenschwächung in solch einer Jahreszeit ist in der That ertödtend, und ich spüre seit den acht Tagen, daß mein Übel sich gelegt, kaum einen Zuwachs an Kräften, obgleich der Kopf ziemlich hell und der Appetit wieder ganz hergestellt ist.

Mich freut sehr zu hören, daß Sie mit dem Götz v. B. schon so weit sind und daß wir also dieser theatralischen Festlichkeit mit Gewißheit entgegensehen können.

Graf Geßler ist gegenwärtig hier und bleibt wohl noch ein acht Tage. Vielleicht kommen Sie in dieser Zeit einmal herüber.

Mit der Bodischen Recension von Kotzebue ist es freilich eine böse Sache; aber man könnte eine allgemeine Lit. Zeitung gar nicht unternehmen, wenn man es gar so genau nehme wollte. Ich dächte also man ließe das Werk, mutatis mutandis und besonders verkürzt, in Gottes Namen drucken, weil es doch wenigstens immer an die Haupt=Griefs die man gegen Kotzebue hat, erinnert, und nur unzureichend, aber nicht eigentlich falsch ist.

Beiliegende Melodien zu dem Tell schickt man mir aus Berlin. Sie lassen sie wohl einmal von Detouches oder sonst jemand spielen, und sehen was daran ist.

Bei mir ist alles wohl und grüßt schönstens.

Leben Sie wohl. Empfehlen Sie mich den Freunden, beosonders der Frau von Stein.

Sch.

H 968 | S 977 | B 981