803. An Goethe

[Weimar, den 11. Februar 1801]

Ich habe Ihnen von meiner Jungfrau schon so viel einzelnes zerstreutes verrathen, daß ich es für’s beste halte Sie mit dem Ganzen in der Ordnung bekannt zu machen. Auch brauche ich jetzt einen gewissen Sporn, um mit frischer Thätigkeit bis zum Ziel zu gelangen. Drei Acte sind in Ordnung geschrieben; wenn Sie Lust haben, sie heute zu hören, so werde ich um sechs Uhr mich einfinden. Oder wollen Sie selbst Ihr Zimmer wieder einmal verlassen, so kommen Sie zu uns und bleiben Sie zum Abendessen. Dieß würde uns viel Freude machen, und ich selbst wagte weniger, wenn ich nach der Erhitzung eines zweistündigen Lesens mich nicht der Luft auszusetzen brauchte. Wenn Sie kommen, so haben Sie die Güte es Meyern auch zu sagen, doch daß er vor acht Uhr nicht kommt.

Sch.

H 793 | S 793 | B 795

802. An Schiller

Weimar, den 9. Februar 1801

Halten Sie sich ja, daß dieser Sturm vorübergehe; freilich hätte ich gehofft Sie heute Abend in meiner Einsamkeit zu sehen. Arbeiten möcht’ und könnte ich wohl, besonders auch Ihnen zur Freude, wenn nicht mein zerrißner Zustand mir fast alle Hoffnungen und zugleich den Muth benähme.

Die Motive die Sie mir gestern erzählten habe ich weiter durchgedacht, und es scheint wohl daß ich sie auch nach meiner Art zu denken sämmtlich billigen werde; ich wünsche nun die Anlage des Stücks auch von vorn herein zu kennen.

G.

H 792 | S 792 | B 794

801. An Goethe

[Weimar, den 9. Februar 1801]

Ich sage Ihnen schriftlich guten Abend, weil ich eines starken Schnupfens und einer schlecht zugebrachten Nacht wegen übel daran bin und mich zu Hause halten muß. Heute Nacht habe ich gefürchtet krank zu werden, weil ich Frost und Hitze spürte, bin aber doch den ganzen Tag von Fieberbewegungen frei und hoffe, daß es gar nichts auf sich hat.

Mögen Sie sich immer mehr und mehr erholen, und das Manuscript von Faust auf Ihrem Tische nicht müßig liegen!

Leben Sie recht wohl. Ich hoffe Sie morgen zu sehen.

Sch.

H 790 | S 791 | B 793

800. An Schiller

Weimar, den 6. Februar 1801

Ein durchreisender Schauspieler soll heute Abend nach der Probe in einigen Scenen sein Talent zeigen, da man ihm keine Gastrolle zugestehen mag.

Wollten Sie wohl diesen Versuch mit ansehen, so schickte ich gegen 6 Uhr meinen Wagen, der alsdann dort warten, und Sie zu mir bringen kann.

G.

H 791 | S 790 | B 792

799. An Schiller

Weimar, den 29. Januar 1801

Mögen Sie heute Abend nach der Probe, die doch vor acht Uhr geendigt seyn wird, mit uns eine kleine Abendmahlzeit einnehmen, so sollen Sie uns herzlich willkommen seyn. Götze kann im Theater auf Ihre Befehle warten und wenn der fünfte Act angegangen ist, Ihnen den Wagen holen. Wollen Sie auch hineinfahren, so geben Sie ihm deßhalb Ordre.

Mit mir geht es ganz leidlich; ich habe heute früh die Rolle mit der Caspers durchgegangen und bin mit dem guten Kinde recht wohl zufrieden.

Leben Sie recht wohl.

G.

H 789 | S 789 | B 791

798. An Schiller

Weimar, den 30. Dezember 1800

Sie erhalten den Tancred, noch feucht vom Buchbinder; haben Sie die Güte ihn mit Aufmerksamkeit durchzulesen und sich ihn gleich auf unserm Theater zu denken.

Mögen Sie heute Abend ein gewöhnlich frugales Gastmahl, in der philosopisch-artistischen Gesellschaft einnehmen, so sollen Sie uns herzlich willkommen seyn. Wir können alsdann über das Stück weiter sprechen, dessen Rollen indessen abgeschrieben werden.

G.

H 788 | S 788 | B 790

797. An Goethe

Weimar, den 24. Dezember 1800

Ich erwarte Sie und Ihre Arbeit mit großem Verlangen, und wünsche Ihnen Glück, daß Sie diese Besogne noch im alten Jahrhundert abthun konnten. Sie haben nun doch dieses verflossene Jahr sich im Dramatischen aller Art productiv gezeigt und können mit sich zufrieden seyn.

Hier erwartet Sie die Iphigenia, von der ich alles Gute hoffe; ich war bei der gestrigen Probe, es ist nur noch wenig zu thun. Die Musik ist so himmlisch, daß sie mich selbst in der Probe unter den Possen und Zerstreuungen der Sänger und Sängerinnen zu Thränen gerührt hat. Ich finde auch den dramatischen Gang des Stücks überaus verständig; übrigens bestätigt sich Ihre neuliche Bemerkung, daß der Anklang der Namen und Personen an die alte poetische Zeit unwiderstehlich ist.

Für die Ihrem Brief beigelegte Novität danke ich sehr. Sie hat mich sehr ergötzt, manche Bonmots sind trefflich; noch etwas größern Reichthum in Materien und auch in Formen hätte das Werk vertragen können; so wie es jetzt ist, übersieht man und erschöpft man es zu leicht, eine endlose unübersehbare Fülle von Witz und Bosheit sollte es enthalten. Hier habe ich noch nichts davon sprechen hören.

Burgsdorf ist hier durchgekommen und Sie haben ihn ohne Zweifel jetzt auch gesprochen, und sich von unsern Freunden in Paris erzählen lassen, die erst im Mai zu kommen gedenken.

Ich habe seit Ihrer Abwesenheit meine Tragödie auch um einige bedeutende Schritte vorwärts gebracht, doch liegt immer noch viel vor mir. Mit dem was jetzt in Ordnung gebracht ist bin ich sehr zufrieden und ich hoffe, es soll Ihren Beifall haben. Das historische ist überwunden, und doch, soviel ich urtheilen kann, in seinem möglichsten Umfang benutzt, die Motive sind alle poetisch und größtentheils von der naiven Gattung.

Diese Tage habe ich einen Roman der Madame Genlis gelesen und zu meiner großen Verwunderung eine große Geistesverwandtschaft zwischen ihr und unserm Hermes gefunden, so weit es bei dem großen Unterschied der Nation, des Geschlechts und des Standes möglich ist.

Leben Sie recht wohl und kehren recht wohl und vergnügt zu uns zurück.

Sch.

H 786 | S 787 | B 789

796. An Schiller

Jena, den 22. Dezember 1800

Beiliegendes anmuthige Heft wird wohl bei Ihnen schon im Cours seyn, wo nicht, so halten Sie es noch einige Tage zurück, es ist nicht zu leugnen daß es brillante Partien hat.

Ich habe wenigstens noch drei Tage zu thun, um mit meinen Rittern fertig zu werden. Der tragische Jammer hat mir in diesen kurzen Tagen wirklich zugesetzt, ich wäre längst fertig und wieder bei Ihnen, wenn ich mich gegen Iffland nicht engagirt hätte. Denn immer gleich alles genau zu corrigiren, abschreiben zu lassen und wieder durchzusehen, das hält mich auf. Sie wissen ja wie ein solches Geschäft aussieht. Dagegen ist es wieder gut, wenn man einmal drin steckt, daß die Arbeit fertig wird, und wir brauchen sie doch auch zu Anfang des Jahrs. Eigentlich hatte ich doch zu lange gezaudert, und für einen Anlauf, nach meiner Art, war die noch übrige Arbeit zu groß. Man glaubt nicht, was für Fäden in so einem Dinge stecken, bis man sich selbst daran macht, sie wieder aufzudröseln.

Das wäre nun die Confession über die vergangenen acht Tage. Ich wünsche daß Sie mir auch manches und von besserer Art zu erzählen haben mögen.

Mein einsames Leben habe ich fortgesetzt, bin nur einmal an dem schönsten Tage spazieren gegangen; Friedrich Schlegel, Haarbauer und Niethammer haben mich besucht.

Schelling werde ich auf den Freitag mitbringen, um bei unserer Secularempirie einen tüchtigen Hinterhalt zu haben.

Übrigens habe ich sehr viel gelesen, um die langen Abende einigermaßen zu nutzen. Leben Sie recht wohl, mich verlangt bald wieder die langen Abende mit Ihnen zuzubringen.

G.

H 785 | S 786 | B 788

795. An Goethe

[Weimar, den 18. Dezember 1800]

Der Herzog hat gegen mehrere vorgeschlagene secularische Festlichkeiten ganz neuerdings, wie mir berichtet wird, sein entschiedenes Mißfallen zu erkennen gegeben und unter andern dagegen angeführt, daß solche ohne Zuziehung der Theaterdirektion unternommen wären. Welche Bewandtniß es damit hat, wissen Sie. Unter diesen Umständen aber kann ich keinen Antrieb mehr haben, mich mit diesen Sachen zu beschäftigen, und ich überlasse es Ihnen also ganz, ob von Seiten der Theaterdirection mit Iffland oder Fleck etwas arrangirt werden soll. Ich selbst schreibe an Iffland, daß die projectirten Festivitäten nicht mehr statt habe, und daß er meine Insinuation als eine Privatsache ansehen möge.

Zugleich bitte ich Sie, unser nach Jena gesandtes Circulär dort von Lodern zurückzufordern und cassiren zu lassen.

Das Circulare wegen der Münze behielte aber seinen Gang. Unter diesen Umständen haben wir hier auch mit keinen Theaterarrangement zu eilen, und wir wollen in Gottes Namen uns in unser Poesien vergaben, und von innen zu produciren suchen, da uns die Production von außen so schlecht gelungen ist.

Sch.

H 780 | S 785 | B 787

794. An Goethe

Weimar, den 17. Dezember 1800

Es ist recht günstig daß Sie von Berlin aus diesen Sporn erhalten den Tancred zu beschleunigen, er wird also gewiß zu rechter Zeit fertig und Sie werden damit zufriedne seyn. Ohne Zweifel senden Sie ihn actweise fort, weil er sonst doch nicht mehr könnte eingelernt werden.

Was Meyer und ich für die Iphigenia thun können, wollen wir recht gern thun, um Ihren Fleiß nicht zu unterbrechen. Wie ich aber höre, so wird Iphigenia auf den Sonnabend nicht gespielt werden, sondern Cosi fan tutte.

Ifflanden will ich schreiben, daß nunmehr die Zeit des Kommens von seiner Convenienz abhänge und daß er Ihnen und uns allen im Mai sehr willkommen seyn würde. Das jetzige Delabrement unsers Theaters, durch Graffs und Vohs Krankheit, würde ohnehin die Wahl mancher Stücke geniren, worin man Iffland gerne gesehen hätte.

Daß Sie unterdessen mit den Musen allein leben und die Philosophen verbannt haben, hören wir mit großem Vergnügen.

Ich selbst habe meine Zeit hier auch nicht verloren, und mich ruhig zu Hause gehalten und an mein Geschäft. Auch bin ich über einige schwere Partien, die ich hinter mir gelassen hatte, nun glücklich weg.

Leben Sie recht wohl, und erfahren bei dieser Gelegenheit, daß sich die poetische Muse im Nothfall auch commandiren läßt.

Sch.

H 784 | S 784 | B 786

793. An Schiller

Jena, den 16. Dezember

In den ersten Tagen meines Hierseins erhielt ich, durch Kirms, die Nachricht daß Iffland meinen Tancred den 18ten Januar, zur Krönungsfeier, aufführen wolle. Ich habe ihm zwei Acte geschickt und denke den Überrest nachzusenden. Hätte er früher etwas von einer solchen Absicht merken lassen, so hätte man die Chöre hinzufügen und dadurch dem Stück mehr Leben und Masse geben können.

Mag es indessen gehen wie es kann; aber da ich auf diese Weise compromittirt bin, so muß ich wenigstens noch acht Tage hier bleiben um das Ganze fertig zu machen, denn absetzen darf ich gar nicht. Um nur das möglich zu machen was geschehen ist, habe ich in diesen Tagen meines Hierseyns die absolute Einsamkeit statuirt, keinen Philosophen noch Physiker, kurz, außer Lodern, gar niemand gesehen. Ich habe mich in dem romantisch tragischen Kreise gehalten, und das was ich mache, so wie das was ich gemacht habe, erscheint mir doch einigermaßen in einem günstigen Lichte, welches höchst nöthig ist, wenn man fertig werden will.

Da an Iffland, wie mir Kirms schreibt, noch nichts gegangen ist, so wäre mein Rath man suchte ihn auf den Mai zu bestimmen; denn ich weiß überhaupt nicht wie er, oder irgend ein bedeutender Berliner Schauspieler, im Januar kommen will, wenn sie den 18ten Januar auf das Krönungsfest entweder den Trancred, oder irgend ein bedeutendes Stück geben wollen. Erlauben Sie, daß der Hofkammerrath Kirms Sie deßhalb spreche; ich werde ihn dazu veranlassen.

Nun muß ich Sie aber inständig ersuchen mit Meyern, den ich recht sehr zu grüßen bitte, sich der Aufführung der Iphigenia anzunehmen. Auch wird Probe und Vorstellung immer genug Interesse für Sie haben, da das Stück doch ganz als lyrische Tragödie erscheint.

Weiter weiß ich nichts zu sagen und füge nur noch ein herzliches Lebewohl hinzu.

G.

H 783 | S 783 | B 785

792. An Goethe

[Weimar, den 12. Dezember 1800]

Eben schreibt mir Iffland daß er vierzehn Tage nach Neujahr zu kommen hoffe, und fragt an, ob uns, im Fall seines Nichtkommens, Flecks willkommen seyn würden. Da ich ihm schnell zurückschreiben muß, so hinterlassen Sie mir oder dem Herrn Hofkammerrath Ihre Vollmachten wegen Flecks.

Guten Morgen und glückliche Reise.

Sch.

H 779 | S 782 | B 784

791. An Goethe

[Weimar, den 11. Dezember 1800]

Ich habe, wie Sie wissen, in Angelegenheiten der Musik und Oper so wenig Competenz und Einsicht, daß ich Ihnen mit meinem besten Willen und Vermögen bei dieser Gelegenheit wenig taugen werde; besonders, da man es in Opersachen mit sehr heiklichen Leuten zu thun hat. In den Nachmittagstunden von drei bis fünf Uhr will ich mit Vergnügen bei den Proben gegenwärtig seyn, aber mehr als die Gegenwart kann ich nicht leisten. Heute gegen vier Uhr suche ich Sie in der Probe auf, früher kann ich nicht abkommen.

Sie wollen uns die Schöpfung von Haydn verschaffen, wie Sie schreiben, und vorhin sagte mir der Capellmeister Kranz von Ihrentwegen, daß ich sie schaffen möchte, und zwar durch den Herrn Coadjutor; man wolle gleich einen Expressen mit dem Brief abschicken. Ich schrieb diesen Brief auf der Stelle und erwarte nun den Expressen der ihn abholen soll.

Das Weitere mündlich.

Sch.

H 787 | S 782 | B 783

790. An Schiller

[Weimar, den 11 Dezember 1800]

Ich wünschte, wie Sie wissen, morgen nach Jena zu gehen; nun ist aber Iphigenia von Gluck in Arbeit, und wenn die Repräsentation nicht mit Leben und Geschick arrangirt wird, so möchte wenig davon zu hoffen seyn. Ich ersuche Sie daher sich derselben anzunehmen. Vielleicht fahren Sie um drei Uhr mit in die Probe, um sich einen allgemeinen Begriff zu machen. Geht es gut so wäre es auch gleich eine Oper zum Secularfest.

Dagegen soll auch alles angewendet werden die Schöpfung zu Stande zu bringen.

G.

H 782 | S 780 | B 782

789. An Schiller

Weimar, den 2. Dezember 1800

Wenn Sie mir heute Abend das Vergnügen machen wollen mit mir, in Gesellschaft des Professor Gentz, zu essen, so soll es mir sehr angenehm seyn. Ich muß Sie aber bitten erst um acht Uhr zu kommen, weil wir vorher eine Visite bei Gores machen. Wenn Sie zusagen, so haben Sie die Güte beiliegendes Billet an den Überbringer zu geben, daß er es zu Mellish trage den ich auch einlade.

G.

H 781 | S 779 | B 781

788. An Goethe

Weimar, den 19. November 1800

Der Geheimerath Voigt hat Geschäfte bekommen, die ihm diese Woche nicht erlauben nach Jena zu gehen, ich werde also nur mit Meyern kommen, und auf den Freitag, weil da auch meine Schwiegermutter und Schwägerin von Rudolstadt durch Jena passiren. Doch kann ich diese nicht bei Lodern einladen, weil es ungewiß ist, ob sie zu rechter Zeit eintreffen.

Vielleicht entschließen Sie sich dann, wieder mit uns herüber zu kommen.

Ich war in diesen Tagen ziemlich bei meiner Arbeit, und habe die Scenen mit den Trimeters beendigt.

Wegen unsrer secularischen Festlichkeiten habe ich bei Iffland und auch bei Opitz angefragt, und erwarte nun ihre Antwort. Iffland schrieb mir vor einigen Tagen wegen der Maria, die jetzt bald soll gegeben werden. Ich sehe aus seinen Äußerungen, daß er mit seiner Lage in Berlin unzufrieden ist und sich besonders auch als Schauspieler zurückgesetzt sieht, so daß er nach einer Rolle die ihn wieder heben kann, schmachtet. Da Fleck, wie er schreibt, in der Maria spielen wird, so muß es mit seiner Krankheit nicht so arg seyn als man gemacht, und es wäre vielleicht möglich, wenn uns Iffland nicht besuchen kann, Fleck mit seiner Frau hieher zu bekommen. Unsere Vorschläge wegen des Jubiläums circuliren jetzt hier, man wird dieser Tage den Herzog darum angehen, daß von dieser Seite kein Hinderniß entsteht. Wenn ich nach Jena komme, so wollen wir unsre Ideen zusammen tragen.

Leben Sie recht wohl und genießen Ihren Aufenthalt. Lodern bitte mich schönstens zu empfehlen.

Sch.

H 778 | S 778 | B 780

787. An Schiller

Jena, den 18. November 1800

Wohin sich die arme Poesie zuletzt noch flüchten soll weiß ich nicht; hier ist sie abermals in Gefahr von Philosophen, Naturforschern und Consorten sehr in die Enge getrieben zu werden. Zwar kann ich nicht läugnen, daß ich die Herren selbst einlade und auffordere, und der bösen Gewohnheit des Theoretisirens aus freiem Willen nachhänge, und also kann ich niemand anklagen als mich selbst. Indessen werden recht gute Dinge auf recht gute Weise in Anregung gebracht, so daß ich meine Zeit vergnügt genug hinbringe.

Loder hofft Sie Donnerstags zu sehen; Geheimerath Voigt hatte, wie man sagt, auch nicht übel Lust; vielleicht machen Sie zusammen eine Partie und brächten Meyern mit. Sagen Sie mir aber doch hierüber etwas Näheres mit den Boten, damit wir indessen unsere Einrichtung machen können.

Wenn Sie zu uns kommen so werden Sie viel Enthusiasmus für das Festum Saeculare finden; man hat wirklich einige gute Gedanken gehabt die vielleicht ausführbar sind.

Zur Helena haben sich einige gute Motive gefunden, und wenn ich ein Dutzend Briefe die ich schuldig war, bei meinem hiesigen Aufenthalt los werde, so ist auch von der Seite was gewonnen.

Ich wünsche gleiches zu allen Ihren Unternehmungen.

G.

H 777 | S 777 | B 779

786. An Schiller

Weimar, den 9. November 1800

Indem ich anfrage ob Sie mir heute Abend das Vergnügen machen wollen mich zu besuchen, füge ich folgende Puncte hinzu:

  1. Möchten sei wohl an die Preisaufgabe des Intriguenstücks denken, da der letzte Bogen der Propyläen endlich gefördert werden soll.
  2. Wollten Sie mir wohl Alte und Neue Zeit zurückschicken, so wie
  3. die paar Manuscripte unbrauchbarer Schauspiele, die Sie von mir haben, sodann gelegentlich
  4. die gedruckten Schauspiele ansehen, welche ich hier übersende.

G.

H 176 | S 175 | B 176

785. An Schiller

Jena, den 3. Oktober 1800

Ich habe mich entschlossen morgen als den vierten October von hier abzugehen.

Ob ich gleich gerade das nicht zu Stande gebracht was ich mir vorgesetzt, so habe ich doch meine Zeit gut zugebracht und bin in manchem vorwärts gekommen.

Mögen Sie morgen Abend mich besuchen, so consultiren wir zusammen, indeß die Welt sich am Bayard ergötzt. Es muß nothwendig unter uns dreien noch erst ein Consilium gehalten werden, ehe ich an die Ausarbeitung meiner Schemate denken kann, die ein wunderliches Ansehen gewonnen haben; soviel ich übersehen kann werden wir die fünf noch fehlenden Bogen hinreichend füllen. Leben Sie recht wohl; das Übrige mündlich.

G.

H 775 | S 775 | B 777

784. An Goethe

Weimar, den 1. Oktober 1800

Ihre historischen Resultate aus den eingeschickten Preisstücken hat mir Meyer neulich gleich mitgetheilt, und wir haben uns beide recht darüber erfreut. Und wäre wirklich aus dem ganzen Institut nur dieses einzige Resultat gewonnen worden, so verlohnte es schon der Mühe, daß diese neunundzwanzig Künstler sich beschäftigt hätten, denn es gibt einen sehr charakteristischen und zu vielerlei Gebrauch fruchtbaren Blick über die jetzige Kunststatistik. Auch wird gerade diese Bemerkung am allgemeinsten interessiren.

Daß Sie mit meiner Arbeit zufrieden sind und sie mit Ihrem Zweck zusammenstimmend finden, muß mir doppelt lieb seyn, weil ich sie wirklich mehr auf Ihren Wunsch als aus eigenem Trieb unternommen; denn Sie werden gefunden haben, daß gerade das was mich ganz am Anfang dazu bestimmte, die Ergießung meiner Empfindungen über Nahls Zeichnung, nicht die Hauptsache darin geworden ist.

Wenn ich aus dem was Meyer gethan und was ich selbst gesagt, urtheilen soll, was eigentlich noch vorzüglich auszusprechen wäre, so bietet sich mir besonders folgendes an:

Meyer ist in’s Künstlerische, ich bin in’s Poetische und allgemein Philosophische gegangen; nun möchte noch etwas Allgemeines, und wenn Sie wollen Scientifisches, über das eigentlich Künstlerische zu sagen seyn. Ich fühlte wohl die Nothwendigkeit, auf meinem Wege, auch daran zu rühren, aber da es ganz außer meiner Competenz und Wissenschaft lag, so habe ich mich nur an den bloßen Gedanken des Bildes gehalten. Es wäre also noch nöthig über die malerische Behandlung, die sinnliche Anordnung, kurz über dasjenige was alsdann zu thun ist, wenn der Gedanke gefunden und nun durch die Mittel der bildenden Kunst darzustellen ist, etwas allgemeines Wissenschaftliches auszusprechen. Zwar ruhen Meyers Urtheile schon darauf, aber er schränkt sich mehr auf’s Urtheilen ein, und da wäre als die Major zu seiner Minor noch auszusprechen.

Für Mittheilung der Humboldtischen Arbeit danke ich Ihnen sehr; ich hoffe allerlei daraus zu lernen. Es wird mir schwer mit Hermanns Buch zurecht zu kommen und schon vorn herein finden sich Schwierigkeiten; ich bin neugierig wie es Ihnen mit diesem Buche ergangen, und hoffe, daß Sie mir ein Licht darin aufstecken werden.

Die Schauspieler sind nun wieder hier und schimpfen sehr auf Rudolstadt, wo sie schlechten Dank scheinen geerntet zu haben. Es ist lustig wie diese Herrn sich über Kotzebue moquiren, als wenn sie wirklich Geschmack hätten. Indeß ist nicht zu läugnen, daß sie manchen Tadel wirklich richtig meinen und begründen, nur hängt es bei ihnen nicht zusammen. Ihre Bemerkungen über Macbeth wollen wir so gut als möglich zu nutzen suchen. Da ohnehin eine andere Besetzung des Stücks nothwendig wird, weil Vohs nicht den Macbeth spielen kann, und Spangler abgegangen ist, so könnte man über die Besetzung der Hexen vielleicht noch etwas anders beschließen.

Cotta scheint ein Wort von Ihnen zu erwarten und ist Ihres Stillschweigens wegen in Sorgen. Die Nachdrucker machen ihm jetzt wegen des Wallenstein zu schaffen. Einer in Bamberg hat ihn schon gedruckt und versendet, ein anderer in Wien hat ein kaiserliches Privilegium darüber erhalten. So kommt uns von dorther nie etwas Gutes, aber sie stören und hindern desto mehr.

Leben sie recht wohl, und beendigen Sie bald Ihr Geschäft, um sich hier wieder einzufinden und zusammen zu ziehen, eh der Winter kommt.

Sch.

H 774 | S 774 | B 776