Etwas über die Textgrundlage dieser Site und den Stand der Dinge [Update]

Als Textgrundlage für diese Site wollte ich ursprünglich meine Ausgabe des Briefwechsels heranziehen (hrsg. von Paul Stapf; Emil Vollmer: München o. J. [= Tempel-Klassiker]), habe mir aber dann doch die sehr empfehlenswerte Taschenbuchausgabe der „Münchner Ausgabe“ zugelegt (hrsg. von Manfred Beetz; Hanser: 1990 / Goldman 2005). Allerdings komme ich damit in urheberrechtlich unsichere Gewässer.

Zwar sind die Briefe selbst längst gemeinfrei, aber das gilt nicht für die jeweilige, vom Herausgeber erarbeitete Textgestalt einer edierten Ausgabe gemeinfreier Texte, die, vereinfacht gesagt, bis 25 Jahre nach erstem Erscheinen geschützt ist. Damit fällt die Münchner Ausgabe als Textgrundlage leider aus.

Auch die Ausgabe im Rahmen der Tempel-Klassiker (die zwar ohne Jahr, aber vor 1980 erschienen und damit im Textbestand der Briefe gemeinfrei ist) erwies sich wegen ihrer editorischen Eingriffe als nicht allzu empfehlenswert. Hier wurde die Orthographie doch sehr stark angeglichen und etwa übliche Abkürzungen wie „H.H.“ in „Herren“ oder gar „Rthlr.“ in „Taler“ aufgelöst.

Was also tun? Zum Glück gibt es bei Google Books PDF-Dateien der beiden Bände der „zweiten, nach den Originalhandschriften vermehrten Ausgabe“ aus dem Jahr 1856 (Band 1, Band 2). Diese Ausgabe wird zeichengetreu übernommen, auch da, wo es sich um offensichtliche Satzfehler handelt. Natürlich ist auch diese Ausgabe nicht handschriftengetreu, aber man kann sich immerhin damit trösten, dass sie zeitlich ein wenig näher am Original liegt und dass Goethe seine Briefe größtenteils diktiert hat. Wir bekämen in diesem Fall also ohnehin nur die Orthographie des Schreibers, nicht die Goethes zu sehen.

Die benutzte Ausgabe verzeichnet insgesamt 999 Briefe, Stapf kommt auf 1011 und Beetz auf 1015. Briefe, die in der Textgrundlage fehlen, werden, wo möglich, aus Stapf übernommen, bei Briefen, die nur Beetz verzeichnet, werde ich mich bemühen, eine gemeinfreie Ausgabe aufzutreiben. Mit der sich so einstellenden orthographischen Uneinheitlichkeit wird man leben müssen.

Aktuell ist das Jahr 1794 vollständig erfasst und muss nun noch korrigiert werden. Das Layout der Site wird bis auf weiteres so bleiben, wie es derzeit ist. Welche Anforderungen die Publikation des Briefwechsels mit sich bringt, wird sich im Laufe der Zeit zeigen – gegebenenfalls kann ich dann immer noch die Templates anpassen.

[Update 20.6.2009] Jürgen Kühnle hat den kompletten Briefwechsels nach der vierten Auflage von 1881 erfasst und im Internet veröffentlicht. Nach Rücksprache mit Herrn Kühnle werde ich diese Texte als tippsparende Arbeitsgrundlage heranziehen und mit der zweiten Auflage abgleichen.