389. An Schiller

Weimar, den 28. November 1797

In dem übersendeten Pakete habe ich die Lieder-Melodien zum Almanach, wofür ich bestens danke, gefunden, aber keinen Brief, der mir doch zu Ende und in der Mitte der Woche immer so erwünscht kommt. Aber auch ich habe wenig mitzutheilen indem ich in diesen letzten Tagen nur in der Welt gelebt und nichts gedacht oder gethan habe, was für uns beide ein gemeinschaftliches Interesse hätte. Noch sind wir beschäftigt die mitgebrachten Kunstsachen aufzustellen, und ich denke alles wird im besten Stand seyn ehe Sie herüber kommen.

Haben Sie doch wie Güte das Schauspiel das Prof. Rambach einschickte, mir wieder zu senden; es enthält die Verrätherei aus Überzeugung.

Ich wünsche sehr zu hören, wie Ihr rhythmischer Wallenstein gedeiht. Mir ist es jetzt so zu Muthe, als wenn ich nie ein Gedicht gemacht hätte oder machen würde. Es ist das beste daß die Stimmung dazu unerwartet und ungerufen kommt.

Leben Sie recht wohl und lassen mich bald wieder etwas von sich, Ihren Zuständen und Arbeiten vernehmen.

G.

H 384 | S 379 | B 379