1009. Schiller an Goethe
[Weimar, den] 22. Feburar 1805
Es ist mir erfreulich, wieder ein paar Zeilen Ihrer Hand zu sehen, und es belebt wieder meinen Glauben, daß die alten Zeiten zurückkommen können, woran ich manchmal ganz verzage. Die zwei harten Stöße die ich nun in einem Zeitraum von sieben Monaten auszustehen gehabt, haben mich bis auf die Wurzeln erschüttert, und ich werde Mühe haben, mich zu erholen.
Zwar mein jetziger Anfall scheint nur die allgmeine epidemische Ursache gehabt zu haben, aber das Fieber war so stark und hat mich in einem schon so geschwächten Zustand überfallen, daß mir eben so zu Muthe ist, als wenn ich aus der schwersten Krankheit erstünde, und besonders habe ich Mühe eine gewisse Muthlosigkeit zu bekämpfen, die das schlimmste Übel in meinen Umständen ist.
Ich bin begierig zu erfahren, ob Sie das Manuscript des Rameau nun abgeschickt haben? Goeschen hat mir nichts davon geschrieben, wie ich überhaupt seit vierzehn Tagen nichts aus der Welt vernommen.
Möge es sich täglich und stündlich mit Ihnen bessern und mit mir auch, daß wir uns bald in Freuden wieder sehen.
Sch.