211. An Goethe

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Jena, 12. August 1796

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Ich bin heute in ein Gedicht hinein gerathen, worüber ich den Botentag rein vergessen habe. Eben mahnt mich meine Frau, die Ihnen Zwieback schickt, und ich habe nur noch zu ein paar Worten Zeit.

Hier Proben von bessern und schlechtern Abdrücken der ersten Almanachs-Bogen. Der vierte ist jetzt unter der Presse, und es läßt sich an, als ob wir in der ersten Woche Septembers damit zu Stande seyn könnten. Er wird erstaunlich reich werden, und von dem vorjährigen völlig verschieden. Wenn ich Ihre Idylle gegen die Epigramme im vorigen Jahr abrechne, so wird der dießjährige wohl den Preis davon tragen. Mit meinen Arbeiten darin bin ich viel besser zufrieden, als ich es mit denen im vorigen Jahr bin. Ich empfinde es ganz erstaunlich, was Ihr näheres Einwirken auf mich in mir verändert hat, und obgleich an der Art und an dem Vermögen selbst nichts anders gemacht werden kann, so ist doch eine große Läuterung mit mir vorgegangen. Einige Sachen, die ich jetzt unter Händen habe, dringen mir diese Bemerkung auf.

Herrn Mattei habe ich noch nicht gesehen; er soll mir willkommen seyn, wenn er erscheint. Mein Schwager, der Legationsrath von Wolzogen, mit seiner Frau ist gegenwärtig hier; er hat sich mehrere Jahre mit der Architektur abgegeben, und da es ihm gar nicht an Kopf fehlt, er auch gereist ist, so werden Sie ihn nicht leer finden.

Leben Sie recht wohl, und bleiben Sie nicht zu lange mehr aus. Ich wünschte jetzt gar sehr, das achte Buch wieder zu haben; kann ich es nicht bald erhalten?

Sch.

H 211 | S 210 | B 180