1007. Schiller an Goethe
[Weimar, den 24. Januar 1805]
Ich schicke Ihnen einstweilen zurück, was ich von dem Rameau durchlesen, der Rest soll morgen nachfolgen. Es ist sehr wenig was ich dabei zu notiren gefunden, und manches mag darunter seyn was auch nur mir auffiel.
Ich habe Acht gegeben, ob die Übersetzung des französischen Vous durch das Ihr nicht hie und da eine Unschicklichkeit haben könnte, aber ich habe nichts der Art bemerkt. Es war auf jeden Fall besser als sich des Sie zu bedienen.
Im Punct der Decenz wüßte ich nicht viel zu erinnern. Allenfalls könnte man sich bei den unanständigen Worten mit den Anfangsbuchstaben begnügen und dadurch den Wohlstand der Verbeugung machen, ohne die Sache aufzuopfern.
In meinem Hause sieht es noch wie im Lazareth aus, doch vertröstet uns der Doctor daß es mit dem Kleinen nichts zu bedeuten habe.
Nehmen Sie sich vielleicht der Phädra ein wenig an? in den einzelnen Rollen meine ich; besonders möchte nöthig seyn dem Hippoly auf die rechte Spur zu helfen. Er hatte, als er neulich las, allzuviel Heftigkeit in seiner Deklamation, die er mit Kraft und Pathos verwechselt.
Leben Sie recht wohl und mögen Sie uns bald wieder als ein guter Geiste erscheinen.
Sch.