29. An Schiller
Weimar, 5. Dezember 1794
Hierbei das Manuscript; ich habe daran gethan was die Zeit erlaubte, Sie oder Herr v. Humboldt sehn es ja vielleicht noch einmal durch.
Ich habe den Schlußstrich weggestrichen, weil mir eingefallen ist, daß ich wohl noch auf eine schickliche Weise etwas anhängen könnte. Wird es eher fertig als Ihre Anzeige, so könnte es zugleich mit abgehen. Schreiben Sie mir nur durch den rückkehrenden Boten: ob Ihnen etwas von einer gespenstermäßigen Mystificationsgeschichte bekannt sey, welche vor vielen Jahren Mlle. Clairon begegnet seyn soll? und ob vielleicht in irgend einem Journal das Mährchen schon gedruckt ist? Wäre das nicht, so lieferte ich sie noch und wir fingen so recht vom Unglaublichen an, welches uns sogleich ein unendliches Zutrauen erwerben würde. Ich wünschte doch daß das erste Stück mit voller Ladung erschien’. Sie fragen ja wohl bei einigen fleißigen Journallesern wegen der Clairon’schen Geschichte nach, oder stellen die Anfrage an den Bucherverleiher Voigt, der doch so etwas wissen sollte.
Leben Sie recht wohl und halten Sie sich frisch. Möchten Sie doch durch körperliche Zufälle nicht so oft in Ihrer schönen Geistesthätigkeit gestört werden!
Goethe.