70. An Goethe

Jena, 21. Mai 1795

Der Überbringer dieses, Herr Michaelis aus Strelitz, ist der Verleger meines Musen-Almanachs. Wenn Sie ihm einige Augenblicke widmen wollten, so würde ich Sie bitten, mit ihm und unserm Freund Meyer zu deliberiren, ob es aus den Beiträgen, die Sie zu dem Almanach bestimmt haben (die Epigramme mit eingeschlossen), nicht einigen Stoff zu Vignetten gäbe, die vielleicht Meyer skizziren würde. Die Gewohnheit fordert dergleichen Verzierungen, und hier weiß ich noch keinen Stoff dazu. Hätten Sie unter Ihren kleinen Gedichten einige Romanzen oder dergleichen, so würde sich daraus am besten etwas machen lassen. Der Almanach wird bei Hrn. Unger gedruckt und soll elegant werden.

Ich ließ Sie durch Herrn Gerning bitten, mich den Tag wissen zu lassen, wo Claudine gespielt wird, um, wenn es mir etwa möglich wäre, die Vorstellung mit anzusehen oder doch meiner Frau das Vergnügen zu machen. Aber diese wird wahrscheinlich die Masern bekommen, und so hebt sich denn das ganze Plänchen.

Herzlich verlangt mich, Sie bald wieder zu sehen.

Michaelis wird Ihnen auch sagen, daß in seinen Gegenden starke Nachfrage ist nach Ihrem Meister.

Dieser Brief möge Sie bei der besten Gesundheit finden.

Sch.

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