127. An Goethe

Jena, 8. Dezember 1795

Die Horen, die mir dießmal die Zeit sehr lang gemacht haben, erfolgen hier. Zwei Exemplare haben Sie von diesem Stücke noch gut. Cotta, dem der Kopf etwas unrecht stehen muß, hat mir nicht weniger als sieben Exemplare weniger eingepackt, und die er schickt, die auf Postpapier nämlich, sind alle schlecht conditionirt. Es ist mein Trost, daß mit dem neuen Jahrgang auch besser Papier genommen wird.

Ich hörte lange nichts von Ihnen, und habe auch selbst lange geschwiegen. Das üble Wetter hat mich sehr gedrückt, so daß ich aus Nacht Tag und aus Tag Nacht machen mußte. Es ist auch jetzt noch nicht besser und die Arbeit geht langsam. Aber sie ist mir unter den Händen wichtiger geworden, und ich hoffe das neue Jahr meinerseits mit einem ziemlich interessanten Aufsatz zu eröffnen, wenn ich ihn bis dahin vollenden kann.

Möchten Sie doch auch Einen Ihrer Geister in dem neuen Jahrstück erscheinen lassen. Den Stael’schen Aufsatz muß ich, der Varietät wegen, zum eilften Stück liegen lassen, da alles von Dichtern und Dichtungstheorien handelt.

Hier sendet der Musen-Almanach ein kleines epigrammatisches Honorar. Es wird nicht hinreichen die Zecchinen zu ersetzen, die über den Epigrammen darauf gegangen sind. Aber das übrige rechnen Sie auf die schönen Bettinen und Lacerten! Exemplarien hat mir der dumme Mensch, der Michaelis, noch keine gesendet.

Man sagt hier, daß Iffland nächste Woche in Weimar seyn werde. Da wird ja Thalia und Melpomene recht frohlocken. Vielleicht bringen Sie ihn einmal auch hierher. Es würde mich freuen, einen alten Bekannten wieder zu sehen.

Meine Frau grüßt auf’s beste. Leben Sie heiter und thätig.

Sch.

Nur zwei Worte erbitte mir auf einem besondern Blatt über den Empfang, für Michaelis.

Die reitende Post sendet mir mein Paket zurück, und will es des Geldes wegen nicht nehmen. Weil die fahrende Post erst Montags abgeht, so sende ich einstweilen die Horen. Was für klägliche Postanstalten!

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