378. An Schiller
Stäfa, den 17. Oktober 1797
Noch habe ich nicht Zeit noch Stimmung finden können aus meinem größern Tagebuch einen Auszug zu machen, um sei von unserer Bergreise näher zu unterrichten; ich sage also hier nur noch kürzlich, daß wir von Richterswiel auf Einsiedeln und von da auf Schwytz und Brunnen gingen; von da fuhren wir auf dem See bis Flüelen, gingen von da nach Altdorf und bestiegen den Gotthardt und kamen wieder zurück. In Flüelen setzten wir uns abermals ein und fuhren bis Beckenrieth im Kanton Unterwalden, gingen zu Fuß auf Stanz und Stanz-Statd, von da schifften wir über auf Küßnacht, gingen auf Immisee, schifften auf Zug, wanderten auf Horgen und schifften wieder nach Stäfa herüber.
Auf dieser kurzen Reise haben wir die mannigfaltigsten Gegenstände gesehen und die verschiedensten Jahrszeiten angetroffen, wovon künftig ein mehreres.
Über die berühmte Materie der Gegenstände der bildenden Kunst ist ein kleiner Aufsatz schematisirt und einigermaßen ausgeführt; Sie werden die Stellen Ihres Briefes als Noten dabei finden. Wir sind jetzt an den Motiven, als dem zweiten nach dem gegebenen Sujet: denn nur durch Motive kommt es zur inneren Organisation; alsdann werden wir zur Anordnung übergehen, und so weiter fortfahren. Wir werden uns bloß an der bildenden Kunst halten und sind neugierig, wie sie mit der Poesie, die wir Ihnen nochmals hiermit bestens empfohlen haben wollen, zusammentreffen wird.
Leben Sie recht wohl, grüßen Sie die Nächsten. Wenn Sie mir auf diesen Brief ein Wort sagen mögen, so schicken Sie es nur an Cotta. Seit gestern klingen die Nachrichten vom Rhein sehr kriegerisch, und am Ende werden wir uns hintern herum durch Schwaben und Franken nach Hause schleichen müssen. Nochmals das beste Lebewohl.
Meyer grüßt schönstens. So eben kommt die Aldobrandinische Hochzeit, die wir lange von Rom erwarten, über Triest, Villach und Constanz an. Nun sind alle unsere Schätze beisammen, und wir können nun auch von dieser Seite beruhigt und erfreut, unsern Weg antreten.
G.