243. An Schiller

Weimar, den 14. November 1796

Die Actenstücke, die ich heute von Ihnen erhalte, kommen sogleich zurück. Bei dem einen ist es wirklich merkwürdig daß unsere Gegner bis jetzt das Element nicht finden können, worin wir uns bewegen; bei dem andern zeigt sich eine gewisse höhere Vorstellungsart, die denn auch ganz gut ist; sähe nur nicht die Neigung zu dem erquicklichen Wasser auch hier so klar mit durch.

Die oberdeutsche Literaturzeitung lege ich bei und erbitte mir sie bald zurück. Eine solche leichte, oberflächliche, aber wohlmeinende Behandlung des Ganzen ist nicht unerwünscht. Der Recensent ist wenigstens von vorn bis hinten à son aise, ein Fall in dem nicht jeder seyn möchte. Die Druckfehler in den angeführten Gedichten sind lustig genug.

Das verlangte Buch folgt auch. Ein solches Flick- und Lappenwerk ist nicht leicht erschienen. Wenn Künstler und Kunstwerke sich nicht immer, wie die Bleimännchen, wieder von selbst auf die Beine stellten, so müßten Sie durch solche Freunde für ewig mit dem Kopf in den Quark gepflanzt werden. Bei der Ohnmacht des Verfassers ist es auffallend wie er sich durch gewisse Stiche selbst seinem eignen Helden formidabel machen will. Sein böser Wille gegen Sie leuchtet aus mehreren Stellen hervor. Ich habe einen boshaften Einfall, wie man ihn durch eine sophistische Wendung in Tort setzen und ihn auf seinem eigenen Grund und Boden schlagen könnte. Wenn der Spaß Ihren Beifall hat, so führe ich ihn aus; er ist, wie mich dünkt, sans replique, wie jener vom literarischen Sansculottismus. Doch davon mündlich.

Meyer grüßt schönstens; er hält sich sehr wacker in Florenz, sowohl arbeitend als betrachtend; nur wird ihm freilich die Einsamkeit mitunter sehr lästig. Leben Sie recht wohl, und grüßen alles was Ihnen nah ist.

G.

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