132. An Schiller

Weimar, 17. Dezember 1795

Von Ihren gütigen und gegründeten Anmerkungen haben wir bei den Elegien, die hier zurückkommen, so viel als möglich Gebrauch gemacht; es ist freilich möglich auf einem solchen Wege diese Art Arbeiten immer der Vollkommenheit näher zu bringen.

Ich habe diese Tage, in Hoffnung von meinem Herrn Collegen was zu lernen, den vortrefflichen Herrn Stark gelesen und studirt. Ich könnte nicht sagen, daß ich sehr auferbauet worden wäre. Vorn herein hat es wirklich einigen Schein der uns bestechen kann, in der Folge aber leistet es doch gar zu wenig.

Dagegen habe ich an den Novellen des Cervantes einen wahren Schatz gefunden, sowohl der Unterhaltung als der Belehrung. Wie sehr freut man sich, wenn man das anerkannte Gute auch anerkennen kann, und wie sehr wird man auf seinem Wege gefördert, wenn man Arbeiten sieht die nach eben den Grundsätzen gebildet sind, nach denen wir nach unserm Maße und in unserm Kreise selbst verfahren.

Leben Sie recht wohl. Bald mehr.

G.

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