269. An Goethe

Jena, den 11. Januar 1797

Eben bekomme ich Ihren lieben Brief, der mich mit der Nachricht von Ihrer Zurückkunft herzlich erfreut. Diese Zeit Ihrer Abwesenheit von Jena währt mir unbeschreiblich lange; wie wohl es mir gar nicht an Umgang fehlte, so hat es mir doch gerade an der nöthigsten Stärkung bei meinem Geschäft gemangelt. Kommen Sie ja so bald Sie können. Ich zwar habe nicht viel gesammelt was ich mittheilen könnte, desto begieriger aber und bedürftiger werde ich alles aufnehmen, was ich von Ihnen hören kann.

Wir sind alle so wohl, wie wir zu seyn pflegen; unthätig bin ich gar nicht gewesen, wiewohl in diesen drückenden düstern Wintertagen alles später reift, und die rechte Gestalt sich schwerer findet. Indessen ich sehe doch in’s Helle und mein Stoff unterwirft sich mir immer mehr. Die erste Bedingung eines glücklichen Fortgangs meiner Arbeit ist eine leichtere Luft und Bewegung; ich bin daher entschlossen, mit den ersten Regungen des Frühjahrs den Ort zu verändern und mir, wo möglich in Weimar, ein Gartenhaus, wo heizbare Zimmer sind, auszusuchen. Das ist mir jetzt ein dringendes Bedürfniß, und kann ich diesen Zweck zugleich mit einer größern und leichtern Communication mit Ihnen vereinigen, so sind vor der Hand meine Wünsche erfüllt. Ich denke wohl, daß es gehen wird.

Die Reichardtische Sache habe ich mir diese Zeit über aus dem Sinne geschlagen, weil ich mich darin mit Freuden in Ihren Rath ergeben will. Sie überfiel mich in einer zu engen Zimmerluft, und alles was zu mir kommt muß noch dazu beitragen, mir diese Widrigkeiten noch lastender zu machen.

Aber Wieland wird nun auch gegen die Xenien auftreten, wie Sie aus dem ersten Stück des Mercur ersehen werden. Es wäre doch unangenehm, wenn er uns zwänge, auch mit ihm anzubinden, und es frägt sich, ob man nicht wohl thäte, ihm die Folgen zu bedenken zu geben.

Ihre Aufträge sollen besorgt werden. Ich lege hier das 12te Horenstück bei, die übrigen Exemplare kommen übermorgen.

Wir umarmen Sie alle herzlich.

Sch.

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