227. An Goethe

Jena, den 16./17. Oktober 1796

Hier erfolgen endlich zwei Monatstücke Horen; gestern wurden sie mir von Leipzig geschickt. Der Buchhändler Böhme, an den ich die Almanache geliefert, schreibt mir zugleich den Empfang der zwei ersten Ballen, und daß alle Exemplarien, die ich vorräthig bei ihm niedergelegt (es sind etwa vier und vierzig, ohne die rohen Exemplare) schon vergriffen seyen. Dieß ist wirklich viel, denn es ging zugleich eine ansehnlich Partie Exemplare für mehr als fünfzehn Leipziger Buchhändler mit, die also nicht zugereicht hat. Es muß ein fürchterliches Reißen darum sein, und wir werden wohl auf eine zweite Auflage denken müssen.

Böhme hat nun in einem dritten Ballen zwei hundert fünf und zwanzig broschirte und wieder eine Anzahl roher Exemplare erhalten. Sobald er mir schreibt, daß diese über zwei Drittheile abgesetzt sey, so will ich zur neuen Auflage Anstalten machen lassen. Die Post ist so schlecht mit dem zweiten Ballen umgegangen, daß die Nässe einige Dutzend Exemplare verdorben haben soll. Es ist dieß der Ballen, den Gabler gepackt hat; der meinige ist wohlbehalten angelangt.

Sie müssen doch das neue Stück vom Journal Deutschland lesen. Das Insect hat das Stechen wieder nicht lassen können. Wirklich, wir sollten es noch zu Tode hetzen, sonst ist keine Ruhe vor ihm. Gegen den Cellini hat er seinen bösen Willen ausgeübt, und um Sie zu chicaniren die Stellen angepriesen, auch zum Tehil extrahirt, die Sie ausgelassen haben etc. Von dem Aufsatz der Stael spricht er mit größter Verachtung.

Mit Lavatern habe ich Sie vorgestern unnützerweise fürchten gemacht. Es ist sein Bruder gewesen, der hier war.

Reichardt soll auch in Leipzig seyn; Niethammer und Paulus aber haben ihn nicht gesehen. Schlegel ist noch in Leipzig, wo sich die Herzen vermuthlich gegen einander ergießen werden.

Leben Sie recht wohl.

N. S.

Eben erhalte ich einen recht schönen Brief von Körner über den Almanach. Sie sollen ihn morgen erhalten, wo ich auch noch sechs Horen zu senden habe.

H 228 | S 226 | B 227